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Konsent statt Konsens oder wie wir an der Unico Entscheide fällen



Die Unico ist eine Genossenschaft, und in Genossenschaften wird oft per Abstimmung entschieden. Wir sind aber auch eine Gemeinschaft mit dem starken Grundgedanken, dass alle unsere Stimmen gleichwertig sind. In solchen Gruppen wird oft per Konsens entschieden. Beide Entscheidungsmethoden haben ihre Tücken: Mehrheitsentscheide sind zwar schnell gefällt, es können aber viele Meinungen ignoriert werden. Konsensentscheide hingegen sind oft langwierig und es gibt versteckte Machtdynamiken, die für Unmut sorgen können.

Als soziokratische Organisation entscheiden wir daher in allen zentralen und langfristigen Fragen mittels Konsent. Bei dieser Entscheidungsmethode werden alle Beteiligten gehört, wir arbeiten aber trotzdem effektiv an unseren Zielen. Ein Vorschlag wird angenommen, wenn alle beteiligten Konsent geben, also keinen Einwand erheben. Ein Einwand ist das Bedenken, dass ein Vorschlag mit dem Ziel der Organisation, bzw. des Kreises in Konflikt steht. Ein Einwand ist beim Konsent etwas ganz anderes als ein Veto. Einen Einwand zu erheben bedeutet lediglich, einen neuen Teil im Entscheidungsprozess anzugehen: die Integration des Einwandes. Hier sind wieder alle, vor allem aber auch die Person, die den Einwand erhoben hat, beteiligt. Einwände werden offen entgegengenommen, da sie ein wichtiger Hinweis sind, dass etwas Zentrales zu wenig beachtet wurde.

Wichtig ist der Unterschied von Präferenz und Toleranz: Beim Konsent überprüfen wir, ob der Vorschlag bei allen im Toleranzbereich liegt. Alle also damit leben bzw. arbeiten können. Wir versuchen nicht eine optimale Lösung zu finden, die für alle im Präferenzbereich liegen müsste. Ein Grundgedanke ist auch, ob ein Vorschlag "für den Moment gut genug und sicher genug zum Ausprobieren" ist. Wir sind uns also bewusst, dass wir Entscheide jederzeit wieder ansprechen und verbessern können.

Wenn in einer Gruppe Konsent über längere Zeit angewandt wird, werden viele positive Folgen sichtbar: alle Beteiligten werden schon früh in die Erarbeitung von Vorschlägen eingebunden, alle gewöhnen sich daran gehört zu werden und anderen zuzuhören. Zudem wird mehr über darunterliegende Bedürfnisse und nicht nur über Strategien diskutiert. Und die gemeinsam gefällten Entscheide werden gemeinsam getragen und dadurch auch wirklich so ausgeführt.

Konsententscheide werden meistens an soziokratisch organisierten Sitzungen gefällt. Dazu mehr in einem nächsten Newsletter.


Text: Tobias Leugger / Illustration: Aurelia Haag

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